von Marxelinho

Der Sommer ist die Zeit für Gartenarbeit

Als die Spieler von Hertha BSC sich gestern Nachmittag zum ersten Training einfanden, war Salomon Kalou in New York und freute sich auf ein Fußballspiel. Der Star von der Elfenbeinküste hat einen längeren Urlaub bekommen, auch viele andere Spieler fehlten noch. Ein Monat ist seit der Mitgliederversammlung vergangen, die durch eine skeptische Stimmung gegenüber Manager Michael Preetz geprägt war.

Es gab dann noch den schönen Moment des Pokalsiegs der U19, seither hat sich eine Menge getan, allerdings betrifft nur wenig den Kader. Die Verpflichtung von Mitchell Weiser kann immerhin als ein kleiner Coup gewertet werden (der vielleicht auch mit der Größe des Handgelds zu tun hatte, von dem man ausgehen muss): ein junger Spieler, den der FC Bayern nicht mehr haben wollte, und der sich als entwicklungsfähig erweisen könnte, wenn man ihm ein entsprechendes Umfeld bieten kann - und wenn er sich "am Riemen reißt", also sich nicht hängenlässt. Weiser ist durchaus auch ein Investment.

Davon abgesehen bekommt man den Eindruck, dass es heuer wieder so laufen wird wie im Vorjahr, wo entscheidende Personalien sehr spät getätigt wurden, und insgesamt ein bisschen nach dem Prinzip "Gieß ich den ganzen Garten, wachsen vielleicht diverse Pflänzchen" gearbeitet wurde. Die zentrale Frage, die man auch als 8-9-10-Puzzle bezeichnen kann, ist vollständig offen, wobei man im günstigsten Fall ja sogar davon ausgehen könnte, dass mit Cigerci, Baumjohann und Schieber dafür interessante Neuzugänge zur Verfügung stehen. Sie kommen von der eigenen Bank, waren verletzt, ihr Potential ist schwer einzuschätzen. Ersatz und Konkurrenz für sie ist nicht vorhanden.

Es tut sich etwas im Betreuerstab. Richard Golz, dessen Verpflichtung böses Blut zumindest bei Christian Fiedler gemacht hat, muss schon wieder gehen, wofür es interne Gründe geben wird. Von außen konnte man allenfalls feststellen, dass sich das Spiel von Thomas Kraft 2014/15 nicht verbessert hat. Er blieb derselbe "halbe" Keeper, mit dem die Fans sich vorläufig abgefunden haben, in der Hoffnung, dass in Gersbeck oder vielleicht sogar eher noch Körber einer nachkommt, dem man im Alter eines ter Stegen oder Leno eine Chance geben könnte. Also durchaus bald.

Der Fitnesstrainer Henrik Kuchno kehrt zurück. Das ist eine Sache, die Einblick in das Arbeiten der sportlichen Leitung gibt. Denn so sehr ein Trainer jeweils seine Meinung zu dieser Abteilung haben wird, ist es doch in erster Linie Aufgabe des Vereins, da exzellente Arbeit zu gewährleisten. Michael Preetz richtet sich aber offensichtlich oft zu eng an den jeweiligen Betreuern aus. Das ist nun im Fall von Pal Dardai, der mit einem großen Sympathiebonus, aber unter durchaus beträchtlichen sachlichen Zweifeln seine Arbeit antritt, anscheinend auch wieder so. Es sind keine zentralen Personalien, aber sie sehen danach aus, dass Hertha mehr denn je Entscheidungen für den Tag (und für den gerade tätigen Trainer) trifft - dabei sollten die Betreuer auf längerfristig funktionierende, gut evaluierte Strukturen treffen.

Für Michael Preetz geht es in dieser Saison um alles. Er muss nicht mit Geld um sich werfen, sondern zeigen, dass er in der Lage ist, eine Verein sportlich so zu führen, dass ein starker Trainer auf ein gutes Team an Mitarbeitern trifft, sodass in der Zusammenarbeit alle besser werden. Die latenten Absolutismen, die Preetz zulässt, haben sich immer als schädlich erwiesen.

Der Spielpan ist inzwischen auch heraußen, und er hat eine tolle Auftaktkonstellation ergeben: Hertha wird zuerst gegen Arminia Bielefeld im Pokal antreten, und dann gegen Augsburg in der Liga. Das Pokalspiel ermöglicht die direkte Wiedergutmachung für eine vergebene Chance aus dem Vorjahr. Und Augsburg ist die Mannschaft in der ersten Liga, mit der ich Hertha spätestens seit dem fatalen 0:3 aus dem Frühling 2012 (es war ein Schlüsselmoment auf dem Weg in den neuerlichen Abstieg) in einem langfristigen Vergleich unter Beobachtung halte.

Augsburg hat seither all das geleistet, angesichts dessen sich in Berlin jegliche Ausreden verbieten. Es liegt an der Arbeit. Sie war in den letzten Jahren nicht gut genug. Und sie war es auch im Juni allem Anschein nach nicht. Sonst wäre Hertha mit der Planung für die neue Saison schon weiter.

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