von Marxelinho

Jährlich grüßt das Murmeltier

Die englische Premier League endete gestern mit dem üblichen Groundhog Day für Arsenal. Ein 2:0 gegen die Absteiger von Norwich war für die Tabelle ohne Bedeutung. Die Mannschaft von Arsène Wenger wird auch im kommenden Jahr in der "Champions League" vertreten sein, sofern es ihr gelingt, die Qualifikationsrunde zu überstehen. Das würde bedeuten, dass der Arsenal FC seit 1998 kontinuierlich im höchsten europäischen Bewerb mitspielt. Das ist schon was, wenn auch insgesamt eher zählt, was dabei herausgekommen ist, nämlich nichts.

In der Liga fehlten am Ende 7 Punkte und 38 Tore auf Manchester City. Das entspricht, nicht in der Tordifferenz, aber im Ergebnis, ziemlich genau den neun Punkten, die Arsenal in den drei spektakulären Auswärtspleiten gegen die Topkonkurrenten Manchester City (3:6), Liverpool (1:5) und Chelsea (0:6) abgegeben hat. In allen drei Fällen fiel auf, dass die Mannschaft überhaupt nicht auf die besondere Herausforderung eingestellt war. Sie begann nachlässig, und ließ sich auf die allerpeinlichste Weise überrumpeln.

Gegen Norwich erzielte Aaron Ramsey mit einem großartigen Volley den letzten seiner neun Saisontreffer (dazu kamen neun Assists). Viele sehen eine deutliche Verbindung zwischen den drei Monaten bis Anfang April, in denen Ramsey verletzt fehlte, und der Zeit, in der Arsenals Titelambitionen kollabierten. Tatsächlich ist der Waliser, der Ende des Jahres 24 wird, der vielleicht wichtigste Spieler bei Arsenal geworden. Er verkörpert eine gute Mischung aus Kampf und Inspiration, anders als Mesut "poetry in motion" Özil, bei dem es in dieser Hinsicht gar keine Balance gab, es fehlte häufig beides.

Wilshere und Oxlade-Chamberlain, die beide auf Ramseys Halbposition im zentralen Mittelfeld spielen können, waren ebenfalls häufig verletzt, und Flamini fand nach einer roten Karte in dem wegweisenden Spiel bei Southampton nicht mehr in den Rhythmus. So blieb zu viel an Arteta hängen, der eine uninteressante Saison gespielt hat, an dem Wenger aber unbeirrt festhielt.

Die Vorlage zu Ramseys Treffer am Sonntag kam von Giroud, der einzige wirkliche Angreifer im Kader von Arsenal 2013/14. Ich bin nach wie vor ein Fan von dem Franzosen, der mich gerade auch durch sein Kombinationsspiel überzeugt - er bereitet auch vor, zu seinen 16 Treffern kamen acht Assists. Dass er in der entscheidenden Phase der Saison nicht auf der Höhe war, war mehr oder weniger programmiert bei einem Kader, der in wichtigen Momenten nur noch Bendtner enthielt, und der Wenger dazu zwang, in der "Champion's League" gegen Bayern auf den unerfahrenen Yaya Sanogo zurückzugreifen.

Die an Talenten nicht arme Offensivabteilung von Arsenal kam das ganze Jahr hindurch nicht wirklich in eine gute Gemengelage. 68 Tore (gegen 102 von City und 101 von Liverpool) sind ein mäßiger Wert. Taktisch spielt Arsenal unbeirrt seinen "bewährten" Ballbesitzfußball mit weitgehend planlosem Gegenpressing, es gab aber auch einige Spiele (vor allem das Auswärtsderby gegen Tottenham), in denen sie hinten drin standen, als wären sie Stoke City.

Die eigentlich positiven Defensivstatistiken werden auch durch die drei Debakel beeinträchtigt. Koscielny, der gerade seinen Vertrag langfristig verlängert hat, und Mertesacker bildeten eine überzeugende Innenverteidigung, links war Gibbs einmal mehr häufig verletzt, und Monreal ließ sich vor allem in einem, ebenfalls entscheidenden Match (beim 1:3 bei Everton) vorführen. Sagna spielte eine starke Saison, er wird Arsenal aber verlassen. Sczeszny ist für meine Begriffe ein exzellenter Tormann, da besteht kein Handlungsbedarf.

Mittlerweile hat Arsène Wenger die Ungewissheit über seine Vertragsverlängerung beendet. Er will drei weitere Jahre als Cheftrainer bei Arsenal arbeiten. Er hat also nicht bis zum kommenden Wochenende gewartet, an dem es gegen Hull City im FA Cup-Finale eine gute Chance auf den ersten Titel (in England gern mit den Synonym "silverware" umschrieben) gibt. Die Saison ist also noch nicht ganz zu Ende, doch der ambivalente Eindruck aus den letzten Jahren bleibt: Arsenal stagniert auf dem relativ hohen Niveau, das in dem Tabellenplatz 4 seine numerische Definition findet.

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