von Marxelinho

Jedem Endspiel wohnt ein Anfang inne

Einen kleinen Wunsch hätte ich jetzt noch, liebe Bundesligasaison. Hertha BSC soll mit einer positiven Tordifferenz abschließen. Das geht nur dann, wenn das Spiel gegen Bayer 04 mit einem Sieg endet. Runde 34, Heimspiel gegen die zweitschlechteste Mannschaft der Rückrunde. Gute Chancen auf Europa. Das wäre doch mal was, wenn Hertha da was daraus machen würde.

In die Vorfreude mischt sich eine Skepsis, die ich fast als genetisch empfinde, die ich aber bei genauerem Hinsehen gar nicht mehr so leicht wiederfinde. Sie hat mit zwei markanten Saisonfinals zu tun, mehr waren es gar nicht, aber es waren zwei richtungsweisende, jedes Mal hat Hertha am Ende versagt.

An das Heimspiel gegen Hannover 2005 erinnere ich mich fast noch körperlich. Dass es so lange her ist, hat mich jetzt aber doch erschreckt. Ein dutzend Jahre. Erforderlich waren drei Punkte, es wurde ein bleiernes Nullnull.

Die Ereignisse von 2009 gehören auch schon deutlich stärker der Vergangenheit als der erweiterten Gegenwart an. Das 0:4 in Karlsruhe wirkt aber vor allem wie ein Moment aus einer ganz anderen Liga, und das war die Bundesliga damals wohl auch noch.

Heute trifft Hertha auf eine Mannschaft, die allgemein und von den finanziellen Voraussetzungen her eigentlich eher um Platz 5 spielen sollte. Aber Bayer 04 hatte eine Saison zum Vergessen, Hertha könnte sie sogar noch geradezu memorabel vergessenswert machen.

Dass Mitchell Weiser wieder zur Verfügung steht, lässt ein ähnliches System wie gegen Darmstadt erwarten. Also vermutlich mit Darida einen Posten weiter hinten, zuletzt hat er ja gezeigt, dass er mit dem mittleren Drittel des Felds etwas anfangen kann.

Vielleicht überrascht der Trainer aber auch mit Weiser auf der 10, und lässt Kalou über den Flügel kommen - dagegen spricht, dass Leverkusen mit Brandt einen Winger hat, der intensiver Betreuung bedarf, da braucht Pekarik wohl einen starken Partner. Das könnte aber auch Haraguchi sein, von dem man ohnehin überlegen könnte, ob er nicht allmählich als Außendecker besser zu gebrauchen wäre.

Bei Hertha gegen Leverkusen stellt sich die Frage, wer das Spiel machen muss, eher nicht. Wir können ein offenes Spiel erwarten, das hat Hertha (vor allem gegen den BVB) jeweils gut zu nützen gewusst. Die Mannschaft kann heute auch noch einmal eine Teilantwort auf das Mentalitätsrätsel geben, das sie vielfach in dieser Saison gestellt hat: oft hat sie einfach sehr desinteressiert gewirkt (war sicher ein Missverständnis, aber auch als solches bedarf es der Aufklärung).

Platz 5 ist sogar mit einer Niederlage möglich, aber es wäre nicht das richtige Signal. In einer Saison, in der wenige Mannschaften das Interesse an einer Europacup-Teilnahme auch positiv unterstreichen wollten, soll Hertha sich nicht in den Bewerb schubsen lassen wollen. Ein Sieg gegen Leverkusen (oder jedenfalls eine Leistung, die Ambition auf einen solchen erkennen lässt) würde die ablaufende schon mit der kommenden verknüpfen.

Der Sommer wird richtungsweisend. Das Vereinsjubiläum, die Stadiondebatte, die Angebote, die es vermutlich für den einen oder anderen Spieler geben wird, dazu ein nach wie vor überschaubares Investitionsbudget. Das alles kann Hertha heute schon in ein bestimmtes Licht setzen. In ein positives. Mit einem überzeugenden Saisonfinale. Dann könnte man sogar sagen, dass Hertha auch Rückrunde kann (so halbwegs jedenfalls), und dass Pal Dardai mit seinem Team die zweite komplette Spielzeit gut genützt hat, obwohl sie im Detail fast schwieriger war als die vorangegangene.

Genug der Eventualitäten. In sechs Stunden beginnt ein Endspiel, das keines ist. Es ist nur das letzte Spiel einer Saison. Es ist Teil einer Addition. Und doch ist es mehr. Hoffen wir, dass sich die Mannschaft davon positiv inspirieren lässt.

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