von Marxelinho

Weihnachtskrönung

Das letzte Spiel dieser Runde, auswärts beim großen BVB, war schon vor Anpfiff ein Weihnachtsgeschenk. Denn Hertha konnte mit der Ausbeute aus sechzehn Spielen sehr zufrieden sein, und mehr noch mit der Art und Weise, wie die 25 Punkte erkämpft und erspielt worden waren. Nun also noch ein Spiel, befreit von der Last, unbedingt punkten zu müssen. Befreit zu einer Leistung, die höchsten Respekt verdient, und Hertha-Fans wohl eines der glücklichsten Weihnachten beschert. Ich jedenfalls kann mich an kein besseres erinnern, aber ich bin ja erst gut 15 Jahre dabei.

Hertha hat 2:1 gegen den BVB gewonnen, nach einem frühen Rückstand durch Reus, bei dem die Viererkette schlafmützig war, namentlich Marcel Ndjeng. Auch der 18 Jahre alte Marius Gersbeck, Protagonist der offensichtlichsten Geschichte dieses wunderbaren Samstags, sah dabei nicht gut aus. Er kam für den verletzten Thomas Kraft in die Mannschaft, gewissermaßen die Berliner Version von Kevin Großkreutz, einer aus der Kurve, der es nach unten auf den Platz geschafft hat. Es blieb sein einziger Wackler, danach machte er seine Sache gut, zwei, drei Mal griff er sogar entscheidend ein.

Doch es war eine andere Personalie, die diesem Spiel die besondere Note gab. Der Coach hatte Sami Allagui auf rechts zurück in die Mannschaft genommen, ein Manöver, das sich wegen des Einsatzes von Pekarik auf links hinten anbot, das aber doppelt bedeutsam war. Mit einem großartigen Allagui hatte diese tolle Hinrunde ja begonnen, danach war er fast schon aus der Mannschaft gefallen, nun wurde auch er wieder integriert in diese so flexibel umbaubare, variantenreiche Mannschaft. Allagui ist gut gegen den Ball, ein exzellenter Läufer mit dem Ball, und er ist ein versierter Vollstrecker.

Das alles konnte er zeigen, zuerst nach einem Ballgewinn gegen Durm, aus dem er sich mit einem explosiven Antritt absetzte. Und dann machte Adrián Ramos etwas, was ihn als Weltklassestürmer auszeichnet (und was befürchten lässt, dass die Angebote für ihn vielleicht noch in diesem Winter mit Macht kommen werden): Er ging energisch an den kurzen Pfosten, er hatte dabei einen Pass im Gefühl, der für Allagui wie gezeichnet war, und der auch gelang. Es war ein Traumtor, beruhend auf doppelter Explosivität.

Noch vor der Pause ging Allagui neuerlich einen jungen Dortmunder Defensivmann an, den 18 Jahre alten Marian Sarr, dem er den Ball stahl, dann versetzte er Weidenfeller, dann war da nur noch das leere Tor. Das reichte, denn in der zweiten Halbzeit hatte der BVB nicht mehr viel zuzusetzen, und Hertha zeigte das konzentrierte Kompaktspiel (53 Prozent der Zweikämpfe, 125 Kilometer Teamlaufleistung!), das die ganze Mannschaft inzwischen exzellent beherrscht, mit Hosogaj dieses Mal wieder im defensiven Mittelfeld, mit dem offensiv dieses Mal diskreteren Cigerci (12,87 Kilometer!), mit dem Veteranen Kobiashvili in der Innenverteidigung neben Lustenberger (auch dieses Manöver ging auf), mit den äußerst leistungsbereiten Skjelbred und Schulz. Das ist eine sehr gute Mannschaft, die durch Instruktion zu einer solchen geworden ist, und in der ein herausragender Fußballer wie Ramos sich entfalten kann.

Jos Luhukay war offensichtlich glücklich nach dem Spiel. Klopp hingegen war deutlich angeschlagen. Er muss gewärtigen, dass ihm der Kader vielleicht noch im Winter um die Ohren fliegt. Bei Hertha wird das nicht so viel anders sein, wenn auch auf kleinerem Niveau. In der Großwildjägergesellschaft des internationalen Fußballs bleibt nichts unbemerkt. Vielleicht gelingt es Manager Preetz ja, den guten Moment zu nützen, um Ramos zu einer Unterschrift unter einen neuen Vertrag zu bewegen. Das Wort zum Festtag aber gehört dem Debütanten Marius Gersbeck: "Im Nachhinein ist es natürlich ein Traum." Wir träumen mit.

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 8 und 4.