Alex Iwobi, Flügelspieler von Arsenal, hatte gestern eine Guardiola-Erfahrung par excellence. Das Spiel gegen Manchester City hatte gerade drei Viertel der ersten Minute hinter sich, Iwobi bekam an der rechten Ecke des eigenen Strafraums den Ball, doch vor ihm stand Aymeric Laporte, nominell der linke Außendecker bei City. Iwobi wackelte ein paar Mal mit dem Fuß, Laporte wackelte nicht, schnappte sich den Ball, und nur sehr wenig später führte City durch einen Treffer von Kun Aguero mit 1:0.
Am Ende stand es 3:1, und Arsenal hatte nur ungefähr eine halbe Stunde lang halbwegs dagegengehalten. Das zweite Tor fiel kurz vor der Pause, das dritte hätte man wegen Handspiels auch zurücknehmen können, aber die Möglichkeiten von Arsenal waren doch sehr beschränkt.
Rechts spielte Lichtsteiner, nachdem Bellerin langfristig und Maitland-Niles kurzfristig ausfallen. Für meine Begriffe wäre Jenkinson eindeutig vorzuziehen, aber der kommt anscheinend nur für Cupeinsätze in Frage, also in diesem Jahr bei Arsenal nicht mehr - es sei denn, gegen Bate Barissau in der Europa League.
Mesut Özil blieb 90 Minuten auf der Bank. Seine Zeit könnte aber noch kommen, denn nun sind die Verhältnisse für Arsenal in diesem Jahr geklärt: Platz 4 ist das einzige Ziel, das seriöserweise anzustreben ist. Und das ist auch keineswegs abzuschreiben, denn bis zum Saisonende warten nur noch zwei Gegner aus den Top 6 (Tottenham und ManU).
Lehren aus der Niederlage von gestern: Es geht auch ohne Granit Xhaka, im Grunde geht es mit Torreira und Guendouzi sogar besser. Das Problem bleibt die rechte Seite, was sich vielleicht mit der Rückkehr von Mkhitaryan bessern könnte, aber auch der ist in der Rückwärtsbewegung keine Leuchte.
Arsenal lässt sich schon die ganze Saison die Bälle um die Ohren schießen, diagonale Verlagerungen raffen sie überhaupt, aber auch hohe Bälle hinter die letzte Linie (eine Spezialität von Liverpool, die Klopp seinem Repertoire hinzugefügt hat, tun immer wieder weh). Gestern tauchte zum ersten Mal ein später Wenger-Transfer auf, der junge Grieche Mavropanos, der für die Innenverteidigung gedacht ist.
Insgesamt ist das eindeutig noch ein Wenger-Kader, und man kann sehen, dass der alte Elsässer (der damals ja alles allein entschied) durchaus ein Auge für Talent hatte - er hatte nur keines für Organisation, und er ließ seine Talente taktisch und strategisch mit ihren Fähigkeiten allein.
Emery hat nun ein anstrengendes System, das in Ansätzen auch funktioniert: zu jedem ballführenden Gegner jagt sofort ein Spieler hin, Balleroberungen soll es quer über das Feld geben, und dann soll die Post abgehen. Arsenal kann auch Dominanzspiel, dafür fehlte zuletzt aber meistens dann doch ein Spieler vom Typ Özil. Guendouzi ist das schon in Ansätzen, es spricht alles dafür, auf ihn zu setzen. Er wird aber erst dann wirklich gut, wenn er sich die Haare schneiden lässt. Da hat er wohl aber Angst davor (Simson-Mythos).
Ich greife einmal ein wenig vor und skizziere eine Arsenal-Mannschaft, wie sie nächste Saison aussehen könnte: Im Tor Leno (leider nur eine Durchschnittslösung, aber Arsenal wird auf dieser Position wohl nicht investieren). Die Dreierkette muss im Grunde ganz neu aufgestellt werden: Holding und Mavropanos könnten eine Rolle spielen, Sokratis nicht mehr, Mustafi auf keinen Fall, Koscielny als Talisman. Mittelfeld: Xhaka muss überwunden werden. Guendouzi und Torreira brauchen gute Backups. Mit Kolasinac und Bellerin kann man arbeiten, auch mit Lacazette und Aubameyang. Bleibt Özil, die Funktion bzw. der Spieler.
Interessant waren die 25 Minuten von Denis Suarez gestern: er ist der erste richtige Emery-Transfer, kam von Barcelona, er sah absolut hilflos aus. Ich erwähne dass, weil er für die Aufgaben gedacht ist, auf die es ankommt, auf die vorletzten und letzten Pässe, also für den Bereich Özil.
Arsenal hat im Grunde derzeit nur eine Doppelspitze (in die sich Aubameyang wohl oder übel fügt), und ein talentiertes Mittelfeldduo (Torreira und Guendouzi), der Rest ist Baustelle. Mit dieser Baustelle gibt es jetzt noch 13 Spiele und die Europa League.
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