Große Veränderungen hatte Pal Dardai für das letzte Auswärtsspiel dieser Saison angekündigt. Der Auftritt gegen den Absteiger Darmstadt bot die Möglichkeit, eine bedenkliche Auswärtsbilanz (neun Niederlagen en suite) zu beenden. Zugleich ging es um die Ausgangsposition für den letzten Spieltag, den Hertha in Berlin bestreiten kann. Nach dem 2:0 gegen Darmstadt besteht nun die Möglichkeit auf einen sehr guten Saisonabschluss.
Interessanterweise hat Hertha in den beiden Erstligajahren, die die Lilien absolviert haben, jeweils am vorletzten Spieltag gegen sie gespielt. Und im Vorjahr gab es eine Runde vor Schluss bekanntlich daheim diese Niederlage, die so deutlich gemacht hat, wie sehr Hertha damals am Zahnfleisch ging.
Dieses Mal war alles anders, wobei man das mit den großen Veränderungen nicht übertreiben muss: es war ja schon die ganze Zeit so, dass man das Gefühl haben konnte, dass es eigentlich nur kleiner, aber relevanter Veränderungen bedarf, um die Mannschaft aus der Lethargie zu holen.
Systemisch war die wichtigste Veränderung eine Doppelspitze, mit Kalou neben Ibisevic, was auch mit der Verletzung von Skjelbred zu tun gehabt haben mag. Darida rückte dadurch ein wenig nach hinten, an die Seite von Allan.
Noch weiter hinten spielte Torunarigha neben Stark in der Innenverteidigung. Sehr schnell haben wir uns an ihn gewöhnt, er könnte der nächste Brooks werden.
Die entscheidende Szene des Spiels muss man gar nicht groß auseinandernehmen, sie ließ jedenfalls fast alles erkennen, woran es Hertha dieses Jahr so oft mangelte, und was möglich ist, wenn man etwas erreichen will. Darida kam halbrechts an den Ball. In vergleichbaren Situationen hat Hertha in diesem Jahr in 90 bis 95 Prozent der Fälle erst mal nach hinten abgelegt, in diesem Fall also zu Pekarik.
Doch dieses Mal löste Darida die Situation anders, er entledigte sich des Gegenspielers durch ein rasches, offensives Manöver, das ihn auch in Windeseile in eine Position brachte, die er zu einer tollen Flanke nützte. Kalou profitierte von der Doppelspitze und traf per Kopf. Das wäre alles nie passiert, wenn Darida im gewohnten Trott gespielt hätte. Man muss es wirklich so hart sagen: Hertha hat einen nicht geringen Teil der Saison mit langweiligem Sicherheitsfußball bestritten. Immerhin brach Darida diesen Bann in einem wichtigen Moment.
Den zweiten Treffer steuerte Torunarigha nach einem Freistoß von Plattenhardt bei. Diese Standards haben Qualität, das ist bekannt, man kann nur hoffen, dass der beste Leftback, den Hertha seit der neuen Zeitrechnung (ich meine den Aufstieg 1997) hatte, in Berlin bleibt.
Darmstadt hatte durchaus Möglichkeiten, aber der Sieg ging schon in Ordnung so. Manchmal macht ein einziges Manöver alles klar. Das war in diesem Fall der Offensivdrang von Vladi Darida, der die Gelegenheit zu einer Beschleunigung begriff und ergriff.
Pal Dardai hat danach ungewöhnlich offen über den Auftrag an die Mannschaft gesprochen. De facto war die Taktik nicht besonders raffiniert, er wollte ja nicht viel mehr als die Kräfte schonen, die viele Mannschaften in ein deutlich höheres Ablaufen investieren, um dann in günstigen Momenten schnell zu agieren. Dafür braucht es Spieler, die Verantwortung übernehmen, die sich was trauen, die auch etwas Überraschendes tun. All das war bei Hertha in diesem Jahr meist Mangelware, auch gegen Darmstadt gab es davon kein Überangebot, aber es hat gereicht. Darida hat mit seiner individuellen Umschaltbewegung gezeigt, wo es hin gehen sollte.
Hier noch das Interview mit "Air Jordan" (der Witz liegt nahe) - ganz hinten hängt dann noch eines mit dem Propheten Mitch-Elijah, bei dem man fast den Eindruck gewinnen könnte, dass der Hoffnungsträger mit dem Kopf schon ganz wo anders ist. Wollen wir mal nicht überinterpretieren!
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