Bei einem Testspiel gegen den Halleschen FC hat Hertha mit 1:3 verloren. In so einer Situation (Beginn der Vorbereitung, Durchwechseln nach einer Stunde) wird gern betont, dass dem Ergebnis keine allzu große Bedeutung beizumessen ist. Das hat etwas für sich, vor allem, wenn man in Rechnung stellt, dass die beiden entscheidenden Gegentore spät fielen, und dass die Innenverteidigung zu diesem Zeitpunkt von Heitinga und Janker besorgt wurde.
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Interessant ist, dass Herthas eigene Webseite stark auf eine Konstellation abhebt, die uns natürlich besonders interessiert: Wie wird die zentrale Defensive in der Rückrunde tatsächlich aussehen? Ich bin auch der Meinung, dass Brooks in der ersten Elf bleiben sollte, neben Langkamp. Insofern ist der Versuch begrüßenswert, Lustenberger wieder ins Mittelfeld zu versetzen, wo Hosogai auf jeden Fall Möglichkeiten für einen guten Vertreter ließ.
Es wird aber letztendlich fast alles von der Lösung der zweiten zentralen Frage im aktuellen Teampuzzle abhängen: Wer spielt auf der Position 10? Weil diese Frage als wohl einzige auch transferrelevant ist, will ich hier einmal die Möglichkeiten durchgehen, und sie auf ihre Auswirkungen auf das restliche Gefüge befragen.
Baumjohann: Wäre für diese Rolle, die auch ein wenig missverständlich als Spielmacherrolle bezeichnet wird, designiert, wird aber wegen seiner Verletzung nicht spielen können.
Mukhtar: War Herthas langfristige Option für diese Rolle, wurde auch im Vorjahr gelegentlich dafür lanciert, fand in der Hinrunde aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht einmal im Ansatz Berücksichtigung, und ist inzwischen nicht mehr bei Hertha.
Ronny: Wäre nach seiner guten Zweitligasaison und aufgrund seines Talents eine plausible Besetzung, hat aber in der ersten Liga nie auch nur ein ganzes Spiel lang gezeigt, dass er der komplexen Aufgabenstellung gewachsen ist. In der Hinrunde waren auch seine Standards schwach, ist insgesamt zu eigensinnig.
Hegeler: Wird von den verantwortlichen Kräften für die Rolle starkgeredet, hat aber das ganze erste Halbjahr bei Hertha hindurch enttäuscht (er war auch als Innenverteidiger nicht so stark, wie alle, besonders der Trainer, taten), seine Auftritte im zentralen Mittelfeld waren besonders dürftig.
Cigerci: Steht zu Rückrundenbeginn noch nicht zur Verfügung, wird aber ebenfalls von den Verantwortlichen genannt. Hat seinerzeit auf der 10 bei Hertha (schwach) begonnen, wurde dann viel stärker, als er ein wenig zurückrückte. Cigerci ist, sollte er optimal zurückkommen, Herthas bester Spieler für die Position 8.
Skjelbred: Spielt einen passablen 10er, weil er einen großen Aktionsradius hat, erfüllt deswegen die defensiven Aufgaben der Position am besten, bei den offensiven Impulsen gibt es noch Möglichkeiten, sich zu steigern.
Stocker: Hat die Position 10 in der Hinrunde in einer insgesamt rochierenden Offensivformation ein paar Mal gespielt, trug zu ein paar markanten Umschaltbewegungen bei Hertha bei, konnte seine Ansätze aber nie verstetigen und sollte vor allem einmal Gelegenheit bekommen, sich auf dem Flügel zu beweisen.
Ben-Hatira: Hat für meine Begriffe das aktuell meiste Potential auf dieser Position, wenn er fit ist, sollte er gegen Bremen neben und hinter Schieber antreten. Er ist lernwillig, hat sich in der Defensivarbeit gesteigert, und ist einer der wenigen aktuellen Herthaner, der über Temperament verfügt, über das gewisse Extra, ein Überraschungsmoment.
Kalou: Das große Fragezeichen, gegen Bremen kommt er wegen des Afrika-Cups nicht in Frage. Insgesamt aber wäre das natürlich der Clou, wenn es gelänge, diesen Topspieler neben und hinter Schieber in eine Mannschaft zu integrieren, die gute Kompaktheit mit größerer Klarheit und Präzision im Umschaltspiel verbindet. Kalou hat exzellente Ansätze gezeigt, deutete aber auch an, dass er sich in einer (tendenziell lauffaulen) Sonderrolle sieht. Man müsste ihm schmackhaft machen, sich noch einmal ein wenig neu zu erfinden: als mannschaftsprägender Star, als Spielmacher. Dass er das kann, ist unzweifelhaft, er könnte seine Karriere hier mit einem echten Höhepunkt versehen, denn bei Chelsea war er letztendlich immer nur Ergänzungsspieler.
Man sieht also, Hertha hat für die 10 geradezu grotesk viele Optionen (die kühnste habe ich sogar noch ausgelassen: warum nicht Lustenberger das einmal probieren lassen?), allerdings nur wenige überzeugende. Dass Hertha mit dem vorhandenen Kader den Klassenerhalt schaffen kann, steht trotzdem außer Frage. Es muss nur die richtige Kombination aus Vertrauensvorschuss und Herausforderung gefunden werden, damit es nach dem vergeudeten Jahr 2014 (hier eine sehr überzeugende Bilanzierung) vielleicht sogar doch mit Luhukay noch vorwärtsgeht.
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