Dieser wunderbare Monat August

Zweite Liga tut so weh ... nicht egal: Hertha BSC gegen SC Paderborn

Mit fünfzehn Minuten Verspätung erreichte ich heute Mittag meinen Sitzplatz auf dem Oberrang mittig im Olympiastadion. Ich war zu knapp gekommen, stand eine halbe Stunde lang in einer dichten Menschenmenge an. 48.000 waren es schließlich, die Hertha BSC gegen den SC Paderborn sehen woillten. Saisonauftakt, das bedeutet immer: alles auf Anfang, mit der Hoffnung, dass es endlich gelingt, irgendwie Trittsicherheit zu finden in einer Welt, in einem Sport, in dem die Unsicherheiten überhand zu nehmen drohen. Trittsicherheit zum Beispiel mit einem neuen Mittelfeld: Diego Demme als Ankersechser, Cuisance halbrechts vor ihm, davor dann schon Ibrahim Maza als gestaltendes Element. Als interessant verbuchte ich auch die Anwesenheit von Dudziak links hinten – ein Spieler, den ich von Pal Dardai immer für möglicherweise unterschätzt hielt.

Ich hatte gerade halbwegs meine Sitzposition eingenommen und erste Konstellationen im Spiel wahrgenommen, da gab es den ersten Corner für Paderborn, und der kam so brisant in den Fünfer, dass ich mir dachte: besser den Ball nicht mehr ins Toraus spielen. Wenn geht. Zwanzig Minuten später spielte Demme eine ungefährliche Flanke an den Sechzehner lapidar mit dem Kopf ins Toraus. Paderborn begriff das als eine Wiedervorlage. Dieses Mal mit einem anderen Ergebnis: Kopfballtreffer durch Götze. Am Ende standen acht Eckbälle für Paderborn gegen einen von Hertha BSC. Auch das ein Indiz für die Verhältnisse im Spiel.

Paderborn hatte ein Interesse daran, die Leidenschaften niedrig zu halten. Alles für ein sachliches, kompetentes Umschaltspiel, das ruhig immer wieder ins Leere gehen kann. Den Rest besorgt ein guter Standard, oder eine Einzelleistung wie bei Michel, der solo in den Strafraum ging und damit die gesamte Viererkette von Hertha, namentlich Dudziak, auf- und herumscheuchte. Ein spekulativer Pass in einen riesigen leeren Raum fand Bilbija. Das war gleich nach der Pause, und für Hertha standen die Zeichen auf Wiedervorlage des schlechten Saisonstarts vor einem Jahr.

Es dauerte dann noch immer eine beträchtliche Weile, bis endlich ein bisschen Intensität erkennbar wurde. Spiele werden gewonnen durch geschickte Züge, aber auch durch Veränderungen von Aggregatzuständen. Mit der Ostkurve vor Augen waren alle Voraussetzungen für eine solche Veränderung gegeben, und Maza trug mit einer Einzelleistung auch seinen Teil dazu bei. Der Anschlusstreffer fiel früh genug für eine heiße Schlussphase, in der Hertha aber nicht gerade sehr präsent wirkte. Der Schlusspfiff fiel in eine Serie von Verlegenheitsquerpässen hinein, wo man eigentlich irgendeine auch noch krumme, aber halt offensive Vorlage für einen very lucky punch erwartet hätte.

War die Vorbereitung zu hart? Steckt das Konditionstraining noch in den Knochen? Geht ohne Reese einfach nichts? Das sind die üblichen Fragen nach so einem Spiel. Damit sind wir schon wieder mittendrin in dem Betrieb, der uns jetzt ein paar Woche hatte zappeln lassen. Ich muss aber jetzt erst einmal diesen Herrn Fiel kennenlernen. Hertha hat ja einen neuen Trainer, von dem ich bisher wenig weiß. Also jetzt erst mal die Pressekonferenz.

PS Wie gewohnt habe ich die Eintrittskarte als Lesezeichen in ein Buch gelegt, das ich gerade lese.

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Kommentare

Kommentar von Valdano |

Liest Du etwa gerade Lukács? Geschichte und Klassenbewußtsein? Ob das der Hertha hilft? Lukács wollte ja später nichts mehr wissen von seiner "Jugendsünde". Grüße von Valdano

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