Es ist beinahe so etwas wie ein Spitzenspiel der "also-rans", wenn Hertha heute im Olympiastadion auf Gladbach trifft. Wobei die Mannschaft von Lucien Favre für meine Begriffe doch zu favorisieren ist - der Trend geht deutlich nach oben, gegen Augsburg hatten sie den ersten Auswärtssieg schon vor Augen. Überraschend, aber auch erfreulich, wie der Coach nun Hertha darauf einstellt. Er redet die Mannschaft stark, und das ist keineswegs leeres Gerede. Ein kompaktes Gefüge ist vorhanden, gegen Hannover war sogar zu sehen, dass Hertha auch einen stärkeren Gegner auswärts dominieren kann.
Nun ist es zwar ein ziemlicher Schritt von dieser eher mäßig intensiven Dominanz zu der Überlegenheit, die Borussia Dortmund zuletzt im Spiel gegen Gladbach eine Halbzeit lang gezeigt hatte. Aber es ist doch so: Hertha kann bis zu einem gewissen Grad auch das Spiel machen. Und das ist wichtig, denn heute wird die Elf von Luhukay häufig den Ball haben. Gleichzeitig sollte die von Gladbach "zehn Ballverluste im Spielbaufbau" erzwingen. Ich hoffe auf ein Spiel wie gegen Hamburg, das intensiv geführt wurde und in dem Hertha am Ende einen knappen, aber völlig verdienten Vorteil für sich herausarbeiten konnte.
Was lässt mich vorsichtig sein? Gegen Hannover war auch jener Aspekt zu sehen, der zur Zeit das größte Problem darstellt: mangelnde Effizienz. Das Spiel war, nach einem eher zufälligen und relativ frühen Treffer für den 96er, lange Zeit im Besitz von Hertha. Doch war da dieses nagende Gefühl wohl nicht nur bei mir, er könnte leere Bemühung sein. es gab schöne, ja raffinierte Kombinationen, dennoch neigen die Offensivleute in den entscheidenden Momenten zu einer leichten Schussligkeit, und Adrián Ramos ist keineswegs ein so verlässlicher Verwerter, wie das für den Mann im Zentrum wünschenswert wäre.
Es brauchte also ein kleines Wunder, um aus Hannover einen Punkt mitzunehmen. Das Erstaunliche war, dass bei genauem Hinsehen die Naturgesetze keineswegs gebeugt wurden. Mehr noch, der Freistoß von Ronny war anscheinend eine geplante Variante, bei der Sandro Wagner "in der Mauer aktiv" war, wie Manager Preetz das hinterher mit leichter Süffisanz formulierte. Ohne Ronny wäre das gute Spiel von Hertha in Hannover vielleicht in die Leere gelaufen. Es ist gut, solche Alternativen zu haben. "Ich traue uns zu, dass wir in Phasen dominant sind", hat der Coach vor dem Gladbach-Spiel gesagt. Dominanz ist jedoch müßig, wenn sie nicht durch Effizienz ergänzt wird.
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