Hertha BSC hat gestern eine eherne Pokal-Regel verletzt: Man darf im Achtelfinale ausscheiden, zumal gegen den FC Bayern. Aber es muss spannend sein. Es muss dem Charakter eines Ausscheidungsspiels Genüge getan werden. Die besondere Logik der Herausforderung, die in der Liga über 34 Spieltage gestreckt ist, muss zugespitzt werden. Für diese Umstände gibt es ein eingebürgertes Wort: im Pokal erwartet man einen Pokalfight.
Es war aber fad. Das Resultat (2:3 nach Verlängerung) klingt zwar nicht danach, aber dieses Spiel war nach zehn Minuten zu Ende. Nach einem hektischen Auftakt (Fehlentscheidung gegen Goretzka und Rekik, Tor durch Mittelstädt, Ausgleich durch Gnabry) übernahmen die Bayern das Kommando, und Hertha machte nicht wirklich Anstalten, auch etwas übernehmen zu wollen. Jedenfalls nicht Verantwortung für das Spiel.
In der zweiten Halbzeit gab es noch einen dusseligen Gnadenakt von Außenrist15, den Davie Selke sich nicht entgehen ließ. Danach spielte Hertha endgültig nur noch auf Elfmeterschießen.
Ich habe den Verdacht, dass Pal Dardai daran nicht ganz unschuldig ist. Immerhin ließ er mit seiner Aufstellung einen anderen Plan erkennen: er verzichtete auf die Doppelspitze, brachte dafür Mittelstädt und Kalou, eine Variante, die sich aber nur beim Führungstreffer bestätigte. Der Talisman aus der Elfenbeinküste hat seit seiner Verletzungspause einiges an Zauber verloren.
Im Mittelfeld bekam der wackere Recke Skjelbred einen Einsatz, aber es lag nicht an einem einzelnen Spieler. Die Bayern wären gestern zu schlagen gewesen, sie spielten allerdings selbst noch mit den Restbeständen des Guardiola-Fußballs eine routinierte Dominanz aus, gegen die Hertha ein bisschen mehr hätte mobilisieren müssen als eine prinzipielle Unentschlossenheit.
Pal Dardai war selbst das Gesicht und die Stimme dieser ambivalenten Strategie. Er machte das Thema Elfmeterschießen vor dem Spiel unnötig groß, und vergaß auf das Exempel, das Hertha selbst noch in der Ligahinrunde gegen die Bayern gegeben hatte: schnelles, mutiges Kombinationsspiel über die Flügel und eine Mannschaftsleistung, aus der sich niemand ausnahm. Gestern gingen bei den wenigen Angriffen in der zweiten Halbzeit von vornherein nur drei, vier Leute überhaupt mit nach vorn. Der Ausgleich war eine Einzelleistung des hungrigsten Spielers, der in der internen Hierarchie aber immer noch hinter dem gewiss verdienstvollen Vedad Ibisevic steht.
Am Ende gab es die zwei Stehsätze: "Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen." Und: "Wir sind noch nicht so weit." Zumindest auf den zweiten Satz kann man antworten: Hertha war in dieser Saison auf jeden Fall schon einmal weiter. Und der Pokalfight gegen Bayern wäre eine Gelegenheit gewesen, daran anzuschließen. Das Ergebnis wäre womöglich auch dann nicht anders gewesen - im Cup kann man aber auch mit Niederlagen berühmt werden. Nicht jedoch mit einer halbherzigen Spekulation auf eine Entscheidung vom Punkt nach 120 Minuten.
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