Der Tag beginnt damit, dass ich zwei Termine aus meinem Kalender austrage. Hertha wird in den Playoffs zur Qualifikation für die Europa League nicht mehr dabei sein. Ich hatte ein wenig auf eine kleine Auswärtsfahrt an einen nicht so geläufigen Ort gehofft, vielleicht sogar auf eine interessante Gruppe im Herbst. Und natürlich auf Spiele. Nun werden es doch nur die beiden Wettbewerbe, die im Land stattfinden.
Das 1:3 bei Brondby IF war verdient, und man wird die Sache am ehesten verstehen, wenn man sich fragt, ob das jetzt noch eher zur alten Saison gehört hat. Denn die Probleme, vor die sich die Mannschaft gestellt sah, haben eine bestimmte Logik. Ich jedenfalls musste mehrfach an die Niederlage gegen Gladbach vor ein paar Monaten denken, mit der die Rückrunde so richtig in Schieflage geriet.
Hertha kam einfach mit der Aggressivität des Gegners nicht zurecht. Und fand dann in der vorentscheidenden Szene vor dem 1:3 auch keine brauchbaren Lösungen gegen das ganz normale Pressing. Die Körperhaltung von Langkamp, als er den verhängnisvollen Pass auf Skjelbred spielt, war bezeichnend: elegant aus der Hüfte, ohne jede Spannung, stellte er dem Norweger eine Aufgabe, die der auch an besseren Tagen vielleicht nicht überzeugend gelöst hätte.
Dass die Niederlage noch zur alten Saison gehört, hatte Pal Dardai auch mit der Aufstellung signalisiert. Zum zweiten Mal schickte er - mit der einen Ausnahme des Torhüters - die erste Elf auf den Platz, die in der Rückrunde sukzessive an Qualität einbüßte. Das ist ein Indiz dafür, dass er glaubte, am besten auf Nummer sicher durch diese Runde zu kommen. Die Mannschaft glaubte das offensichtlich auch, schließlich bekam sie nach dem frühen Gegentreffer allmählich Zugriff auf das Spiel, ein schönes Manöver über den rechten Flügel ermöglichte Ibisevic den Ausgleich per Kopf.
Doch Brondy ließ nicht locker, erwischte Hertha gleich darauf erneut. Es war auffällig, wie inkonsequent die Hertha-Defensive sich verhielt. Mehrfach bekam sie Bälle, die sie nicht plausibel klärte, gleich wieder um die Ohren, im Gestocher hatte sie immer das Nachsehen, sie ließ aber auch viele Pässe in die Schnittstellen zu. Das mag man alles erklären mit dem Gefälle zwischen einer Mannschaft, die eigentlich noch in der Vorbereitung ist, und einer, die schon auf Betriebstemperatur ist.
Es ist nur auffällig, dass Hertha schon seit einer Weile nicht mehr weiß, wie man sich gegen konsequente Gegner behauptet. Die Betreuer reagierten nach dem 1:3 mit einer radikalen Maßnahme, sie nahmen quasi eine Organtransplantation vor, indem sie die beiden Kämpfer aus der Zentrale entfernten: Lustenberger und Skjelbred mussten gehen, es kamen Stark und Allagui.
Taktisch war das zumindest diskutabel, weil doch schon aus dem Hinspiel gut zu erkennen gewesen war, dass Flanken ein gutes Rezept gegen Brondy sind, zumal mit Ibisevic. Allagui aber spielte eine Zehner, das Spiel ging nun mehr durch die Mitte. Es reichte schließlich nicht einmal mehr zu einem Powerplay, sondern nur zu einem symbolhaften Pass von Weiser ins Nirgendwo in der letzten Minute.
Hertha wird also nicht (mehr) international spielen in diesem Jahr. Das ist schade, passt aber zu der Tendenz der letzten Monate. Das Niveau ist mäßig, weil die Konzeption mäßig ist. Hertha ist anfällig gerade gegen Gegner, die als Außenseiter zu gelten haben, weil die Spielanlage insgesamt zu passiv ist. Man lässt sich zustellen, gerät in Zweikämpfe in Situationen, die eigentlich spielerisch zu lösen wären, kann dann nicht mehr gut klären. Vorne versucht man auch, spielerisch zu Lösungen zu kommen, ohne dem Gegner analoge Probleme zu stellen.
Gegen Brondby war die Versuchung groß, es mit einer dosierten Leistung zu versuchen. Das erwies sich als Irrtum. Das Spiel passte nicht in den Kalender, dass es dort zu finden war, hat mit den Problemen zu tun, die schon in der Ligarückrunde manifest waren. Nun ist wenigstens der Rest der Vorbereitung ungestört, aber der Ausblick auf die neue Saison ist ein wenig getrübt. Für die anderen Teams beginnt alles in zwei Wochen mit Tabula rasa. Hertha aber hat schon einen Klecks in der Bilanz.
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