Ein Lektürefund, eine Jugenderinnerung an das Jahr 1935 von Peter Gay, dem bedeutenden Kulturhistoriker und Freud-Biographen, der am Dienstag in New York gestorben ist: "Ich war ein glühender Anhänger von Hertha BSC, der besten Fußballmannschaft Berlins, für die sich auch Hanns begeisterte. Edgar drückte dem einzigen ernstzunehmenden Lokalrivalen von Hertha, Tennis Borussia, die Daumen, was uns Anlaß zu etlichen unerquicklichen Wortgefechten bot. Sobald ich selbständig mit Bus und U-Bahn fahren konnte, erlaubten mir meine Eltern, wichtige Herthaspiele allein zu besuchen. Da es mir nicht schwerfiel, zu beweisen, daß jedes Heimspiel meiner Mannschaft wichtig war, hielt ich mich jeden zweiten Sonntag im Herthastadion auf. Irgendwann - es war wohl im Jahr 1935 - fiel ein hoher jüdischer Festtag auf einen Sonntag, an dem Hertha ein Heimspiel austrug - ein wichtiges versteht sich. Für meine Eltern stand außer Frage, daß ich bei dem Spiel zuschauen würde." (Peter Gay: Meine deutsche Frage. Jugend in Berlin 1933-1939, C.H. Beck 1999)
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