Eine der schnellen Wendungen auf engstem Raum, von der Thomas Tuchel nach dem Spiel zwischen Hertha und dem BVB sprach, gab es tags darauf in England zu sehen. Ein Exempel geradezu für das Hakenschlagen, dass Spieler heute können müssen, wenn sie sich den Raum für interessante Manöver verschaffen wollen. Aaron Ramsey fand auf diese Weise im Auswärtsspiel von Arsenal bei Bournemouth die Möglichkeit zu einer Flanke, Giroud legte nach hinten ab, und Özil kam vom Elfmeterpunkt zum Abschluss - mit dem rechten Fuß! Nur Sekunden später bediente Ramsey dann noch Oxlade-Chamberlain, und damit waren schon Mitte der ersten Halbzeit die Fakten geschaffen.
Ein Sieg bei Bournemouth, dem Aufsteiger aus dem Südwesten, unweit von Portsmouth, wo der traditionsreiche FC seit dem Abstieg aus der Premier League tief in die vierte Liga gesunken ist, war für Arsenal nach drei Punkten aus den letzten vier Spielen absolut erforderlich. Eine solide Leistung erwies sich als hinreichend, sodass nun eine höchst spannende Konstellation entstanden ist: Arsenal steht punktgleich mit Tottenham, bei schlechterer Tordifferenz, auf Platz 3. Das Sensationsteam Leicester City hat fünf Punkte Vorsprung, die Geldsäcke von Manchester City stehen einen Platz hinter Arsenal auf Platz 4.
Nächsten Sonntag kommt es im Emirates zum Spitzenspiel gegen Leicester, das zuletzt hintereinander Liverpool und ManCity geschlagen hat, und bisher nur zwei Niederlage hinnehmen musste - eine im Herbst gegen Arsenal. Anfang März folgt dann auswärts das Derby bei den Spurs, dazwischen steht noch das Spiel in Old Trafford an, und am 23. Februar das Heimspiel in der "Champions League" gegen Barcelona.
Ein höchst anspruchsvolles Programm. Wie gut ist Arsenal gerüstet? Arsène Wenger vertraut derzeit im Wesentlichen einem Stamm von acht Spielern: Cech ist im Tor gesetzt, ebenso Bellerin, Koscielny und Monreal in der Viererkette, dazu Ramsey und Özil im Mittelfeld, Sanchez ist auf links offensiv wieder dabei, sowie Giroud im Angriffszentrum. Coquelin hat nach seiner Rückkehr aus einer Verletzungspause noch nicht geschafft, Flamini zu verdrängen. Bleibt der rechte Flügel (Optionen: Walcott, Oxlade-Chamberlain, Campbell), und die Position, die Mertesacker bis zu seiner roten Karte gegen Chelsea (gegen Diego Costa!) sicher hatte. Gegen Bournemouth spielte Gabriel Paulista neben Koscielny in der Innenverteidigung.
In der Transferpause sprach niemand von dieser Position, dabei wäre hier fast am dringendsten Bedarf. Mertesacker ist auf höchstem Niveau zu langsam, das wurde von den Zynikern des Chelsea FC offen gelegt. Gabriel Paulista ist allerdings in jeder Hinsicht ein Sicherheitsrisiko, wenn er spielt, ist Arsenal noch viel verwundbarer als mit Mertesacker, der immerhin eine Menge Erfahrung und auch gute Nerven hat. Ich nehme an, dass der BFG am Sonntag in die Startelf zurückkehrt.
Im zentralen Mittelfeld spielt Flamini eine solide Saison, wobei hier vor allem interessant ist, wie sich das Verhältnis zu Ramsey entwickelt. Der Waliser spielt nominell auf der Achterposition, verlegt sich allerdings zunehmend auf eine Art Verteilerrolle, während Özil weiter vorn die vorletzten und letzten Pässe probiert. Flamini bekommt dadurch offensiv mehr Raum. Der Neuzugang Mohamed Elneny spielt bisher in der Liga noch keine Rolle. Das ist schade, denn sein Debüt im FA-Cup gegen Burnely war vielversprechend. Wenger mag den Eindruck haben, dass Ramsey und Elneny zu ähnlich in ihrer Spielanlage sind. Denkbarerweise wird gegen Leicester Coquelin in die Startformation zurückkehren.
Alle diese Manöver stehen natürlich im Zeichen der Formfindung für das Duell mit dem FC Barcelona. In den letzten Wochen wirkte Arsenal phasenweise sehr erschöpft - ein untrügliches Zeichen ist zum Beispiel, wenn Özil die Eckbälle nicht mehr in den Strafraum bringt, sie landen dann wirkungslos beim ersten Abwehrspieler, eine alte Arsenal-Schwäche ohnehin. Bournemouth war zum Glück nicht der große Test, nun wird es vermutlich eine Woche aktives Erholen geben. Und dann beginnt die heiße Phase der Saison. Noch ist alles möglich.
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Kommentar von Holger Breitner |
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