Hitman und Gruppenarbeiter

"Auf Wiedersehen", hat Adrián Ramos zum Schluss noch gesagt, die einzige Formulierung auf Deutsch, zu der er sich bewegen ließ bei seiner Abschiedspressekonferenz. Er sei "schüchtern", wenn es darum geht, öffentlich die Sprache seiner Dienstgeber zu sprechen. Fünf Jahre war das Hertha BSC, schon bald bezahlt der BVB sein Gehalt und erwartet dafür Tore.

Neben Fabian Lustenberger ist Ramos interessanterweise der einzige Spieler, der die teilweise extrem verstörenden fünf Jahre, die Hertha hinter sich hat, mehr oder weniger vollständig erlebt hat. Er kam im September 2009, seinen ersten Einsatz hatte er bei einer Heimniederlage gegen Mainz, danach hatte Lucien Favre nur noch zwei Spiele als Trainer von Hertha, und es begann der Taumel in den Abstieg unter Friedhelm Funkel.

Mit Favre ist auch der Name Dieter Hoeneß verbunden. Mit dieser Trainerentscheidung hatte der Manager etwas Interessantes versucht, und er hatte damit auch Pech. Denn Favre war noch nicht bereit für die Bundesliga, in Berlin scheiterte er, erst in Mönchengladbach ging es besser. Die Sprache war dabei eine Nebensache, allerdings eine wichtige.

Ramos kam in eine Mannschaft, die dann vier Jahre und zwei Abstiege lang nach der idealen Position für ihn suchte. Dabei wäre die Sache klar gewesen, wie das 2:2 gegen Bayer Leverkusen am 11. Dezember 2009 zeigte. Er war ein idealer Mittelstürmer, das 1:0 nach Pass von Cicero ist bis heute eines meiner beiden Lieblingstore von Ramos für Hertha.

Wir wissen, wie die Sache weiterging. Funkel bildete sich ein, er brauche Theophanis Gekas, damit war für Ramos in der Rückrunde meist nur Platz auf dem Flügel. Mein anderes Lieblingstor ist ein Assist: Wie Ramos den Führungstreffer von Änis Ben-Hatira gegen Hoffenheim am 9. November 2013 vorbereitete, war absolute Weltklasse. Es sind für mich seine paar Sekunden für die Ewigkeit, auch wenn sie ihn eher als Konterspieler zeigen. Er ist jedoch auch in der Box gut, und dass er mit dem Kopf abschließen kann, belegen die Zahlen.

Die Pressekonferenz zeigt einen Mann, dem die Öffentlichkeitsarbeit nicht liegt. Er ist sichtbar verlegen und sagt nur das Nötigste. Das bekommt dann in der Übersetzung manchmal diese Qualität ewiger Wahrheiten, die aus dem Fußballerdeutsch etwas Höheres werden lässt: "Wie der Torhüter dazu da ist, Bälle zu parieren, so ist der Angreifer dazu da, Tore zu schießen." In der Sprache des Western: "A mans gotta do what a man's gotta do."

Ramos schränkte dann noch ein, und benannte die Voraussetzung für seinen Erfolg: dass "die Gruppe gut ist". Aus der Gruppe bei Hertha hob er einen Spieler hervor, der inzwischen bei Gladbach ist. Mit Raffael verstand er sich am besten.

Beim BVB, wo sie genau gemessen haben, dass ihm gelegentlich die Bälle zehn Zentimeter weiter wegspringen als dem genialen Lewandowski, wird er sich steigern, und dies auch müssen, denn er dürfte dort nur zweite Wahl sein. Jedenfalls verdichten sich die Gerüchte, dass Ciro Immobile nach Dortmund kommen könnte. Wer weiß, vielleicht muss Adrián Ramos, dieser vorbildliche Sportsmann, dort wieder auf dem Flügel anfangen. "Durch mit'm Adrían?", so flapsig endete die Pressekonferenz. Wir sind nicht durch mit Adrián Ramos, ich werde auf jeden Fall danach trachten, alle seine Spiele zu sehen, und werde seine Tore feiern.

Und dann ist da ja auch noch ein Spiel für Hertha BSC. Es beginnt in vier Stunden, und wird hoffentlich ein Fest.

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