In der Mitte des Parks

Ich weiß nicht so recht, was mehr weh tut: ein spektakuläres 0:6, wie es der Arsenal FC in der letzten Spielzeit bei Chelsea erlitt, oder ein schnödes 0:2, wie es dieses Jahr ausging, ein Ergebnis, das ein knappes Spiel bilanzierte, in dem doch alles ganz eindeutig für den Gegner sprach. Es wird wohl auch einer Szene am Spielfeldrand wegen in Erinnerung bleiben, weil Arsène Wenger sich nämlich einer Rempelei gegen Mourinho schuldig machte. "Ich wollte von A nach B, und wurde dabei nicht willkommen geheißen", sagte er nachher in der Pressekonferenz. B wäre Sanchez gewesen, den Cahill mit einem rüden Foul von den Beinen geholt hatte.

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Chelsea erwies sich als fiese Effizienzmaschine, die häufig einfach langweilig ist, dieses Mal aber auch gelegentlich glänzte. Zumindest die beiden Tore waren sehenswert. Das erste fiel nach knapp einer halben Stunde aus einem Elfmeter, den Eden Hazard herausholte und selbst verwandelte. Der ungeheuer wendige belgische Offensivspieler sah im zentralen Halbfeld eine Lücke und trat zu einem Dribbling in den Strafraum an, das ihn direkt zu dem ausgestreckten Bein von Koscielny führte. Immerhin ersparte Referee Atkinson dem Verteidiger in diesem Moment die rote Karte, andernfalls wäre das Spiel früher "getötet" worden.

So oblag es Diego Costa, das erst in der 78. Minute zu erledigen. Der brasilianisch-spanische Mittelstürmer lungerte in bester "Ich wills nicht gewesen sein"-Manier zwischen Mertesacker und Koscielny im Abseits herum, als Fabregas einen Ball bekam, der sich für eine perfekte Umschaltbewegung anbot. Costa nahm bei seinem Antritt einen kleinen Umweg, der ihn aus dem Abseits und doch gleichzeitig auf eine perfekte Route Richtung Sczeszny führte. Mertesacker lief gleich gar nicht los, Koscielny (der ärmste Hund an diesem Tag) pumpte hinterher, da war Costa schon exakt da, wo der lange Ball aufsprang und sich ihm für einen eleganten Lupfer darbot. Game off. Es folgten fünfzehn Minuten, in denen nur noch ein paar Fouls auffielen.

Es ist nicht ohne Interesse, an wen Hazard bei seinem insgesamt spielentscheidenden Antritt zuerst geriet: Santi Cazorla half mangels eines starken defensiven Mittelfeldmannes dort aus, er spielte wacker, brachte das Spiel aber gemeinsam mit Flamini niemals wirklich unter Kontrolle. Dagegen hatte Chelsea die ungleich bessere und wirksamere Formation für das zentrale Mittelfeld: Matic und Fabregas. In der Mitte des Parks, wie es so schön heißt, war Chelsea stärker, und auf den Flügeln reichte dieses Mal ein exzellenter Spieler für den Unterschied (Schürrle hingegen hatte ein schwaches Spiel).

Den wesentlichen Unterschied würde ich mit einem Wort benennen: Autorität. Chelsea 2014/15 wirkt wie eine Mannschaft, deren Kompositionszeit zu Ende gegangen ist. In dieser Saison wird aufgeführt. Dies weiterhin nach den latent zynischen Prinzipien des Trainers, nach dem 1:0 wurde einfach dicht gemacht, Arsenal durfte sich abmühen, es gab ansatzweise tolle Szenen. Özil brachte sich eine Halbzeit lang gut ein, später oblag das Spiel eher Wilshere und Welbeck, weil sich der Maestro schon ein wenig in die Resignation zurückgezogen hatte.

Arsenal 2014/15 sind eindeutig ein paar Schritte weiter, aber wie immer "in transition". Das konnte man gut an Calum Chambers sehen, rechter Außendecker und als solcher anfangs besonders stark drangsaliert von Hazard. Der Schiedsrichter sah großzügigerweise von einer gelb-roten Karte ab, der 19-Jährige erlebte sogar noch den Schlusspfiff, musste dann aber vermutlich sofort unter das Sauerstoffzelt.

Neun Punkte Rückstand hat Arsenal nun auf Chelsea, das in sieben Spielen nur bei Manchester City zwei Punkte abgab, dort ausgerechnet nach einem Tor durch Frank Lampard. Natürlich ist es zu früh, von einem Durchmarsch zu reden, aber es wird einiger Bemühungen der Konkurrenz bedürfen, um die Meisterschaft in der Premier League so lange wie möglich offen zu halten. Arsenal, so sieht es aus, hat nicht das Personal, um da wirklich relevant dazu beizutragen.

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