Last Man Standing

Die Hertha hält die Liga auf. Seit dem 12. Spieltag steht sie auf dem fünften Platz, und niemand will ihn haben. Dortmund, Stuttgart, Gladbach, Hannover halten sich im Windschatten, weigern sich aber, vorbeizuziehen. Dabei spricht die Hertha an jedem Wochenende neuerlich eine Einladung aus, diese vermaledeite Tabellenposition (Arsenal steht in England auch dort herum) doch endlich einmal zu besetzen. Sie selbst kann den fünften Platz jetzt nur noch nach unten verlassen, und es spricht doch eher gegen die Bundesliga, daß sich da nichts tut.

Gestern also Auswärtsspiel in Wolfsburg. Öde Taktik wie immer: Sverkos vorne isolieren und zu elendslangen Wegen zwingen. Von hinten gemächlich herausspielen. Mässigen Gegner allmählich stärker machen. Führungstreffer erzielen. Nachlassen. Zwei rote Karten gegen Fathi und Friedrich haben die Hertha dann in der zweiten Halbzeit so stark dezimiert, daß nach dem Ausgleich der Wolfsburger das Remis noch wie ein Erfolg erscheinen konnte.

Falko Götz wirkte jedenfalls ganz gelöst, als er in die Fankurve ging, und Madlung spendete sogar sein Leiberl. Und ich muß zuschauen, wie eine ganze Mannschaft mit ihrem Coach den Blick auf die Realitäten von Woche zu Woche mehr verliert.

Nächste Woche kommt Schalke, von unserer Defensive stehen nur noch Madlung und Chahed, und Niko Kovac hat sofort Witterung aufgenommen: Er würde sich notfalls auch hinten hineinstellen, hat er im obligaten Interview nach dem Spiel gesagt. Kovac könnte sogar den Irakkrieg noch "selbstkritisch" schönreden. Jetzt sieht er sich fast am Ziel: wenn das so weitergeht, ist er bald der Last Man Standing in einer nicht mehr konkurrenzfähigen Mannschaft. Irgendwann zieht die Liga dann doch noch an uns vorbei.

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