Die aktuelle Länderspielpause fühlt sich für Hertha-Fans sehr gut an. Der Saisonstart war vielversprechend, und dann steht man auch noch zwei Wochen lang einen Platz und einen Punkt vor dem FC Bayern. Nahezu eitel Wonne also, auch wenn bei der DFB-Mannschaft kein Herthaner dabei ist, worüber man nach dem Samstagabend fast froh sein kann.
Am Freitag erschien dann aber ein Bericht im Magazin Capital, der so viele Fragen aufwirft, dass die gute Stimmung bei mir zumindest eingetrübt wurde. Ingo Schiller, der Geschäftsführer für das Finanzielle bei Hertha, absolviert derzeit eine Roadshow, so steht dort zu lesen. Sein Publikum sind institutionelle Investoren, denen Hertha gern eine Anleihe verkaufen würde. Und zwar mit einem beträchtlichen Volumen: bis zu 40 Millionen Euro über fünf Jahre, also bis 2023 oder 2024.
Das Merkwürdigste an dieser Geschichte ist der Zeitpunkt. Warum gerade jetzt? Hertha verhandelt mit dem Land Berlin über einen Standort für das künftige Stadion, hält sich in diesem Zusammenhang aber mit Finanzierungskonzepten noch zurück. Als Laie würde ich einmal vermuten, dass diese Anleihe mit dem Stadion nichts zu tun hat, denn es wäre absurd, das sozusagen stückchenweise anzugehen. Dafür braucht es ein belastbares Gesamtkonzept, da kann man nicht einfach mal so an den Kapitalmarkt gehen und sagen: wir werden insgesamt das Fünf- oder Sechsfache brauchen, aber lasst bitte jetzt schon einmal etwas herüberwachsen.
Plausibler ist, dass das Manöver in den Zusammenhang mit dem KKR-Deal gehört. Capital rekapituliert in sehr knappen Zahlen noch einmal den Private Equity-Deal, mit dem Hertha vor vier Jahren die Liga verblüffte. Insgesamt gab es von KKR 61,2 Millionen, davon waren aber nur 18 Millionen für die Übernahme von Anteilen (9,7 Prozent, was einen Firmenwert von unter 200 Millionen ergeben würde). Dieser Wert ist inzwischen gestiegen, was erst einmal gut klingt, aber nur dann, wenn Hertha jemand findet, der 2021 diese 9,7 Prozent an Stelle von KKR übernehmen möchte, zu einem dann höheren Preis von vermutlich rund 30 Millionen Euro. Sonst müsste Hertha das Geld irgendwie auftreiben.
Was aber ist mit den restlichen mehr als 40 Millionen, die KKR für die Rückführung von Schulden überwiesen hat? Das war ja keine Spende. Hertha wird auch dieses Geld zurückzahlen müssen, eine mögliche Alternative wurde aber auch schon benannt: KKR könnte seine Anteile an Hertha auf ein Drittel erhöhen. Damit bliebe aber die offene Frage für 2021 weiterhin offen, nur in einer anderen Dimension: denn Hertha müsste dann einen Investor finden, der für ein Drittel der Hertha BSC GmbH & Co. KgaA eher einiges mehr als 60 Millionen bezahlt. Immer vorausgesetzt, dass KKR das Engagement nicht verlängert, was natürlich auch denkbar ist, wenn sie vielleicht feststellen, dass sie andernfalls nicht gut aus der Sache hinauskommen. Von den 50 minus 1, über die Hertha BSC nach bisherigen Liga-Regeln verfügen kann, blieben in jedem Fall nur knapp 15 Prozent als Asset für neue Investoren, die nicht an die Stelle von KKR treten. Kein Wunder, dass Hertha schon erkennen hat lassen, dass man für eine Aufweichung oder Abschaffung von 50+1 ist.
Die 40 Millionen-Anleihe und die gut 44 Millionen von der KKR könnten also etwas miteinander zu tun haben. Wenn es Hertha gelingt, die Anleihe zu platzieren und KKR weitgehend abzulösen, dann wären wieder 40 Prozent Anteile "frei", das wären (bei einer optimistischen Einschätzung des Unternehmenswerts mit 300 Millionen Euro) dann immerhin 120 Millionen. In jedem Fall erinnern sie uns daran, dass die Zeit bis zu dem neuralgischen Jahr 2021, bis zu dem Hertha sich finanziell ganz grundlegend neu aufstellen muss, schon ziemlich kurz ist. Und dabei ist nicht ganz ohne Belang, dass trotz des beträchtlichen Investments auch immer noch „normale“ Schulden vorhanden sind, im Vorjahr waren es mehr als 37 Millionen, ein überraschend hoher Betrag, auch wenn Schiller dagegen einige Außenstände ins Treffen führte. 2012 lag der Betrag ein wenig über 41 Millionen, dann kam KKR und löste (so die populäre und im Detail viel zu einfache Darstellung) Hertha aus, nun sind die Schulden beinahe wieder auf dem Niveau, das VOR dem Einstieg eines Investors vorlag.
Im allerschlimmsten Fall könnte Hertha BSC in drei Jahren mit fast 100 Millionen Euro Verbindlichkeiten dastehen (grob 65-70 an KKR, 25-30 „normale“ Schulden). Das trifft sich zwar gut mit einer Drittelbeteiligung an einem Club, der dann vielleicht schon mehr als 300 Millionen Euro wert sein könnte - aber einen entsprechenden Investor muss man erst einmal finden. Und die Stadionfinanzierung ist dabei noch vollkommen unberücksichtigt. Dafür werden auch Investoren gebraucht.
Es spricht alles dafür, die finanziellen Angelegenheiten bei der kommenden Mitgliederversammlung einmal deutlicher anzusprechen, als das üblicherweise bei der komplexen Materie der Fall ist. Natürlich kann sich ein Unternehmen nur bis zu einem gewissen Grad in die Karten schauen lassen, aber so viel kann man aus den aktuellen Berichten für meine Begriffe auf jeden Fall schließen: bei aller Vernunft in der Transferpolitik und bei allen stillen Reserven im Kader ist die finanzielle Situation von Hertha sicher reich an Fantasie, aber deutlich reicher an Risiken.
Am Freitag erschien dann aber ein Bericht im Magazin Capital, der so viele Fragen aufwirft, dass die gute Stimmung bei mir zumindest eingetrübt wurde. Ingo Schiller, der Geschäftsführer für das Finanzielle bei Hertha, absolviert derzeit eine Roadshow, so steht dort zu lesen. Sein Publikum sind institutionelle Investoren, denen Hertha gern eine Anleihe verkaufen würde. Und zwar mit einem beträchtlichen Volumen: bis zu 40 Millionen Euro über fünf Jahre, also bis 2023 oder 2024.
Das Merkwürdigste an dieser Geschichte ist der Zeitpunkt. Warum gerade jetzt? Hertha verhandelt mit dem Land Berlin über einen Standort für das künftige Stadion, hält sich in diesem Zusammenhang aber mit Finanzierungskonzepten noch zurück. Als Laie würde ich einmal vermuten, dass diese Anleihe mit dem Stadion nichts zu tun hat, denn es wäre absurd, das sozusagen stückchenweise anzugehen. Dafür braucht es ein belastbares Gesamtkonzept, da kann man nicht einfach mal so an den Kapitalmarkt gehen und sagen: wir werden insgesamt das Fünf- oder Sechsfache brauchen, aber lasst bitte jetzt schon einmal etwas herüberwachsen.
Plausibler ist, dass das Manöver in den Zusammenhang mit dem KKR-Deal gehört. Capital rekapituliert in sehr knappen Zahlen noch einmal den Private Equity-Deal, mit dem Hertha vor vier Jahren die Liga verblüffte. Insgesamt gab es von KKR 61,2 Millionen, davon waren aber nur 18 Millionen für die Übernahme von Anteilen (9,7 Prozent, was einen Firmenwert von unter 200 Millionen ergeben würde). Dieser Wert ist inzwischen gestiegen, was erst einmal gut klingt, aber nur dann, wenn Hertha jemand findet, der 2021 diese 9,7 Prozent an Stelle von KKR übernehmen möchte, zu einem dann höheren Preis von vermutlich rund 30 Millionen Euro. Sonst müsste Hertha das Geld irgendwie auftreiben.
Was aber ist mit den restlichen mehr als 40 Millionen, die KKR für die Rückführung von Schulden überwiesen hat? Das war ja keine Spende. Hertha wird auch dieses Geld zurückzahlen müssen, eine mögliche Alternative wurde aber auch schon benannt: KKR könnte seine Anteile an Hertha auf ein Drittel erhöhen. Damit bliebe aber die offene Frage für 2021 weiterhin offen, nur in einer anderen Dimension: denn Hertha müsste dann einen Investor finden, der für ein Drittel der Hertha BSC GmbH & Co. KgaA eher einiges mehr als 60 Millionen bezahlt. Immer vorausgesetzt, dass KKR das Engagement nicht verlängert, was natürlich auch denkbar ist, wenn sie vielleicht feststellen, dass sie andernfalls nicht gut aus der Sache hinauskommen. Von den 50 minus 1, über die Hertha BSC nach bisherigen Liga-Regeln verfügen kann, blieben in jedem Fall nur knapp 15 Prozent als Asset für neue Investoren, die nicht an die Stelle von KKR treten. Kein Wunder, dass Hertha schon erkennen hat lassen, dass man für eine Aufweichung oder Abschaffung von 50+1 ist.
Die 40 Millionen-Anleihe und die gut 44 Millionen von der KKR könnten also etwas miteinander zu tun haben. Wenn es Hertha gelingt, die Anleihe zu platzieren und KKR weitgehend abzulösen, dann wären wieder 40 Prozent Anteile "frei", das wären (bei einer optimistischen Einschätzung des Unternehmenswerts mit 300 Millionen Euro) dann immerhin 120 Millionen. In jedem Fall erinnern sie uns daran, dass die Zeit bis zu dem neuralgischen Jahr 2021, bis zu dem Hertha sich finanziell ganz grundlegend neu aufstellen muss, schon ziemlich kurz ist. Und dabei ist nicht ganz ohne Belang, dass trotz des beträchtlichen Investments auch immer noch „normale“ Schulden vorhanden sind, im Vorjahr waren es mehr als 37 Millionen, ein überraschend hoher Betrag, auch wenn Schiller dagegen einige Außenstände ins Treffen führte. 2012 lag der Betrag ein wenig über 41 Millionen, dann kam KKR und löste (so die populäre und im Detail viel zu einfache Darstellung) Hertha aus, nun sind die Schulden beinahe wieder auf dem Niveau, das VOR dem Einstieg eines Investors vorlag.
Im allerschlimmsten Fall könnte Hertha BSC in drei Jahren mit fast 100 Millionen Euro Verbindlichkeiten dastehen (grob 65-70 an KKR, 25-30 „normale“ Schulden). Das trifft sich zwar gut mit einer Drittelbeteiligung an einem Club, der dann vielleicht schon mehr als 300 Millionen Euro wert sein könnte - aber einen entsprechenden Investor muss man erst einmal finden. Und die Stadionfinanzierung ist dabei noch vollkommen unberücksichtigt. Dafür werden auch Investoren gebraucht.
Es spricht alles dafür, die finanziellen Angelegenheiten bei der kommenden Mitgliederversammlung einmal deutlicher anzusprechen, als das üblicherweise bei der komplexen Materie der Fall ist. Natürlich kann sich ein Unternehmen nur bis zu einem gewissen Grad in die Karten schauen lassen, aber so viel kann man aus den aktuellen Berichten für meine Begriffe auf jeden Fall schließen: bei aller Vernunft in der Transferpolitik und bei allen stillen Reserven im Kader ist die finanzielle Situation von Hertha sicher reich an Fantasie, aber deutlich reicher an Risiken.
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