Mein Ausflug nach Dortmund war (fast) ein voller Erfolg. Zwar kam ich zu spät in das Stadion, weil der Signal-Iduna-Park (für die Traditionalisten unverbrüchlich: das Westfalenstadion) nicht gerade die beste Zugangslogistik hat (nicht alle Vereine haben das zweifelhafte Glück, eine Arena zu bespielen, die auf großräumiger faschistischer Stadtplanung beruht). Wir standen ewig im Regen, mussten durch knöcheltiefe Pfützen, bevor wir hinein durften. Und dann ging es ganz nach oben. Ich hatte einen Platz im Sektor 88, Südost, gleich neben der legendären Wand, die auch mit Sitzplätzen noch immer imposant wirkte. Es war eine Atmosphäre, wie ich sie noch nie erlebt habe, auch bei den berühmt leidenschaftlichen Fans von Olympiacos Piräus nicht. Beim BVB wird Fußball wirklich unvergleich gelebt, das alles hat meine Sympathien noch einmal bestärkt.
Doch am Mittwoch war ich für Arsenal, was ich allerdings lieber für mich behielt. Nur beim Tor entfuhr mir einmal laut der Name, der diese Saison so unglaublich prägt: "Number 16 - Aaron Ramsey." Es war eine Koproduktion meiner beiden Lieblingsspieler, Giroud legte per Kopf ab, Ramsey war wieder einmal unerwartet an einer Stelle, an der es etwas zu holen gab. Die Flanke kam von Özil, war aber eher spekulativ, es war Giroud, der sie produktiv machte.
Von ganz oben hatte ich den Eindruck, dass Arsenal eine Stunde lang unglaublich unter Druck stand, später klangen die Berichte eher neutral, doch muss man schon sagen, dass in acht von zehn Fällen der BVB so ein Spiel gewinnt. Dass Arsenal nicht nur das extreme Pressing aushielt, sondern sich dann auch noch befreien konnte, und eine halbe Stunde der Schlussoffensive ziemlich gelassen verteidigte, war dann großartig, und lässt die Hoffnung auf einen "defining moment" aufkommen - einen Moment, an dem eine Saison Kontur bekommt.
Es war allerdings seltsam, wie sich so ein Tor live ausnimmt. Es fiel am entfernten Ende des Spielfelds, konnte deswegen nur ungefähr gesehen werden, unvergesslich dabei vor allem, wie sich in so einem Moment die ganze Energie in so einem Stadium gleichsam nach innen stülpt, es wird kurz ganz ruhig, während der kleine Block ganz weit drüben aufheult, allerdings eben leise im Vergleich zu dem herrlichen Lärm, in dem ich davor gebadet hatte. Und dann bildet sich an einer Cornerfahne, die gut und gern auch in Bochum oder Herne sein könnte, ein Spielerknäuel. Etwas ist passiert, ein Match ist gekippt, eine kleine Sensation hat sich zugetragen.
Die letzten Minuten sah ich mir dann schon von unten an, auch das ein Spezifikum des BVB-Stadions, es ist alte Bauweise, es gibt noch Blickwinkel, die in den modernen, panoptischen Stadien nicht mehr enthalten sind. Ich sah dort Szceszny im Tor stehen, und gelegentlich kam das Spiel wieder auf ihn zu, häufig aber hörte ich nur die Menge stöhnen, weil Arsenal den BVB vom eigenen Tor und meinem Blick fernhielt.
Ein Wort noch zu den Arsenal-Fans. Es erstaunt doch, wenn man sie in der U-Bahn singen hört, wie sehr sie sich durch die Feindschaft mit Tottenham definieren. "We hate Tottenham", singen sie fast öfter als das zentrale "Arsenal, Arsenal, Arsenal", und viel liegt ihnen daran, zu beschwören, dass 1961 sich nicht wiederholt ("thats when Spurs won the League", ich musste nachfragen). Der eigentliche Kampfruf aber ist mächtig, und den haben die Gooners exklusiv: "Red Army". Ich bin im Zivildienst bei dieser Armee eingeschrieben, for life.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben