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Passend zu meiner Stimmung nach dem Neujahrsspiel von Arsenal habe ich einen Fankanal entdeckt, auf dem es zahlreiche "rants" zu finden gibt. Man könnte das wohl am besten mit "Erregungen" übersetzen, und wenn man sich so ansieht, was die Mannschaft von Arsène Wenger in dieser Saison macht, so bräuchte man eigentlich einen Thomas Bernhard.
Das Spiel in Southampton ging mit 0:2 verloren, nachdem davor QPR und West Ham jeweils mit 2:1 geschlagen worden waren, zwei auch keineswegs souveräne Auftritte. Die Niederlage bei einem der derzeit interessantesten Teams der Premier League hat zwei Facetten: eine ist tragikomisch und hat viel mit einer unglücklichen Verkettung von Umständen zu tun, die andere aber hat System.
Die beiden Gegentore waren so ein bisschen Kasperliaden. Beim ersten bekam der Stürmer Mané einen Ball in den Lauf, der eigentlich problemlos zu verteidigen gewesen wäre. Koscielny, der lange nicht gespielt hat, ließ sich aber übertölpeln, und weil Szczesny aus dem Tor gekommen war, entstand ein Fenster der Gelegenheit (das leere Tor nämlich), das Mané mit einer schönen Banane nützte. Mertesacker kam zu spät.
Das zweite Gegentor war eine Art Kopie, oder eben Wiederholung der Geschichte als Farce. Ball in die gleiche Richtung wie beim ersten, Coquelin verteidigt lasch, dieses Mal bleibt der Keeper im Kasten, die Hereingabe übernimmt Debuchy tolpatschig, er spielt Szczesny so an, dass der den Ball hilflos in den Fünfmeterraum bugsiert. Tadic verwertet.
Danach war noch eine halbe Stunde zu spielen, in der Wenger es nicht einmal für wert hielt, Joel Campbell einzuwechseln (statt dessen brachte er spät noch Akpom). Und für Walcott nahm er Chambers aus dem Spiel, der davor neben Coquelin in der Mittelfeldzentrale gespielt hatte. Man kann die Sache auch so sehen: Giroud hat der Mannschaft mit seiner roten Karte gegen QPR einen besonders schlechten Gefallen getan, denn gegen West Ham verletzte sich Welbeck, und gegen Southampton fehlte ein Mittelstürmer. Sánchez ist dies ja nur nominell.
Das Spiel in Southampton hätte auch anders ausgehen können. Arsenal war nicht chancenlos, aber für meine Begriffe ist die Analyse auf Spielverlagerung deutlich zu positiv. Das Spiel ging in der Zentrale verloren, wo Wenger mit Chambers und Coquelin zwei eher unerfahrene Junge aufbot, die zudem so noch nicht miteinander gespielt hatten. Auf der Gegenseite hatte Southampton mit Wanyama auf dieser Position einen beeindruckenden Mann. Insgesamt überzeugte das Spiel der Mannschaft von Ronald Koeman durch die viel beschworene Klarheit, während Arsenal immer wieder Lücken bot - die besten Chancen von Southampton waren die herausgespielten, die sie nicht verwerteten, und die Wenger eigentlich noch mehr zu denken geben müssten als die Gegentore.
Der Jahreswechsel ist eine gute Gelegenheit, das noch einmal so hinzuschreiben: nach menschlichem Ermessen wird das mit Wenger und Arsenal nichts mehr. Im Fußball soll man mit Prognosen vorsichtig sein, aber es bleibt einem ja doch nichts anderes übrig, als Schlüsse zu ziehen. Ich beobachte Arsenal seit mehr als zehn Jahren ziemlich genau, und in diesen zehn Jahren hat der Club sich in eine kommerziell hervorragende Position gebracht, aus der der langjährige Trainer verlässlich nicht das macht, was eigentlich möglich wäre: im Kampf um den Premier League-Titel und um die "Champions League" spielt Arsenal aus guten Gründen keine Rolle.
Wenger ist taktisch zu naiv und unflexibel, um sich auf geschickt instruierte Formationen einzustellen. Er holt jedes Jahr ein, zwei Spieler, die das verbergen helfen, und mit Cazorla, Sánchez und Oxlade-Chamberlain hat er derzeit drei tolle Wirbler. Aber es fehlt der Mannschaft an Balance, auch an Variationsmöglichkeiten, und es fehlt an einer differenzierten Spielidee. Gegen Southampton wäre es vermutlich angebracht gewesen (auch wegen der zehrenden Serie dreier Spiele in kurzer Zeit), es mit mehr Spielkontrolle zu versuchen. Dazu hätten aber die beiden Sechser mehr eingebunden werden müssen. Coquelin war ein Ausfall, und Chambers, zum ersten Mal auf dieser Position, durfte sich nur 60 Minuten lang ausprobieren.
So fehlt halt immer irgendetwas. Am Abend gab es dann auch noch die kleine Demütigung, dass ausgerechnet Tottenham mit einer starken Leistung Chelsea ziemlich vermöbelte. Und auch an Arsenal in der Tabelle vorbeizog. Die letzten Gewissheiten, die sich mit Arsène Wenger verbinden, dass nämlich Platz 4 und eine Saisonabschluss vor den Spurs irgendwie garantiert scheinen, muss man allmählich auch in Zweifel ziehen.
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Kommentar von Johan |
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