Über den Pass zum Lauf

In einem winterlichen Auswärtsspiel bei West Bromwich Albion hat Arsenal neulich eines der Tore des Jahres erzielt: eine fließende Doppelpass- und Laufwegverknotung, bei der drei Angreifer sechs Verteidiger hilflos dastehen ließen: Smith Rowe auf Saka auf Lacazette auf Smith Rowe auf Saka. Es war ein kleines Kunstwerk an Teamarbeit, ausgelöst von dem kreativen Jungstar Smith Rowe, der meistens mit einem Pass auch einen Lauf ansetzt. So müsste es theoretisch immer sein, dass Spieler den Ball abgeben und im selben Atemzug auch schon die nächste Position suchen, in der sie für das Spiel interessant sein können. Oft sind sie aber erst einmal damit beschäftigt, dem Spiel ein Weilchen zuzusehen, bis sie sich wieder involviert fühlen.

Beim Heimspiel gegen Crystal Palace gestern Abend blieben die wenigen Ansätze zu einem vergleichbaren Flow in der robusten Defensive hängen. Smith Rowe fand auch gestern einige gute Räume, er war aber nicht ganz so präsent wie zuletzt. Saka war nicht ganz so explosiv, Xhaka war wieder einmal eher die hölzerne Ausgabe. Kieran Tierney fehlte ganz und konnte durch Maitland-Niles nicht ersetzt werden. Schließlich brachte Arteta noch Pepe und zog Saka nach links hinten, auch das brachte nichts. Palace hatte sogar die besseren Chancen auf ein Siegtor.

Schon am Wochenende hatte Arsenal im FA Cup 120 Minuten gebraucht, um Newcastle zu knacken - auch da war es eine Pass/Lauf-Kombination von Smith Rowe, die sich als entscheidend erwies. Arsenal hatte zum Jahreswechsel drei Mal in Serie gewonnen. Bedeutsam für den neuen Schwung waren vor allem vier Personalien: Saka löste das Problem auf rechtsaußen, wo weder Pepe noch Willian taugliche Optionen sind. Smith Rowe besetzt nun die lange Zeit vakante Position im zentralen offensiven Mittelfeld (die Özil-Position). Tierney zeigt sich mehr und mehr als Führungsspieler von hinten (wurde aber wohl überbeansprucht, gestern war von Muskelproblemen die Rede). Und Lacazette führt von vorn, als Mann für den letzten Pass oder auch den Abschluss. (Aubameyang kommt jetzt wieder von links, bleibt aber weiterhin eher marginal.)

Arsenal hat in dieser Formation wieder Balance und Inspiration. Allerdings wirkte gestern die ganze Mannschaft müde. Und das Spiel gegen einen Gegner wie Crystal Palace lässt die Müdigkeit eher wachsen: ein völlig unnötiger Ballverlust im offensiven Mittelfeld löst da gern einmal eine Phase vor vier, fünf Minuten aus, die Arsenal braucht, um mit dem Ball wieder das Heft in die Hand zu bekommen: Einwurf, Eckball, vielleicht auch einmal ein Freistoß, das muss alles verarbeitet werden, dabei wäre doch die eigentliche Aufgabe, Palace vor Probleme zu stellen. So schwindet allmählich die Inspiration, und es wird immer mühsamer, das Spiel in Gang zu bringen, geschweige denn es mit Begeisterung zu erfüllen.

Insofern war der Punkt gestern sogar noch ein Erfolg. Am Montag geht es dann auswärts gegen Newcastle, das dürfte ähnlich mühsam werden. Immerhin ist Partey wieder da, seine Zeit bei Arsenal beginnt nun erst so richtig. Insgesamt wird das aber noch eine sehr lange Saison für Arsenal angesichts der Tatsache, dass der Kader gerade einmal eine gute Stammelf hergibt, jeder Ausfall aber sofort für Probleme sorgt. Denn Druck von der Bank gibt es im Moment kaum, damit auch keine wirklich sinnvolle Rotation, dafür aber Spiele ohne Ende.

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