Verfassungsfragen

Gestern kam die Dauerkarte für die nächste Saison. Ich denke aber im Moment gar nicht so viel an Hertha. Die Geschichte, die mich derzeit besonders interessiert, trägt sich in England zu. Ashley Cole, der in der Viererkette von Arsenal die linke Position besetzte (und dort sehr wertvoll war), hat sich mit dem Club offensichtlich hoffnungslos zerstritten. Es sieht nicht so aus, als hätten sich die Verantwortlichen und auch der Trainer Arsène Wenger selbst dabei besonders anständig oder auch nur intelligent verhalten.

Andererseits ist die Mannschaft von Arsenal natürlich auch ein Rudel von Alphatieren, unter denen der erst 24jährige Cole immer eine nachgeordnete Stellung einnahm. Er war aber gut, und strahlte auf dem Feld eine Integrität aus, die noch wichtig hätte werden können. Er hat zuletzt anscheinend 24.000 Pfund Sterling in der Woche verdient, und wollte bei Verhandlung auf 60.000 erhöht werden. Patrick Vieira streitet ab, ihm eine SMS geschickt zu haben, die lautete: Unter 80.000 unterschreibst du nichts.

Dann kam die Intrigantentruppe um Mourinho und machte Cole ein unanständiges Angebot, in einem Hotelzimmer, heimlich während der Saison, was die Premier League untersagt. Ashley Cole hat sich damals wohl einigen Frust von der Seele geredet, intern war das ja eine turbulente Saison für Arsenal (die Rassismus-Geschichte zwischen Henry und Reyes, der Wankelmut von Wenger in der Torhüterfrage, das Transfer-Drama um Vieira, das aus der letzter Sommerpause lange nachwirkte).

Jetzt sieht es so aus, als wäre er bei Arsenal unten durch, bei Chelsea nicht mehr erwünscht, und eine Strafe von der Liga hat er auch zu bezahlen. Er will in die Offensive gehen und sich aus seinem Vertrag herausklagen. Die Funktionäre in England fürchten bereits ein neues Bosmans-Urteil, und zwischen den Zeilen lassen sie auch anklingen, von welcher Seite sie wirklich unter Druck stehen: Die Wettbewerbskommission in Brüssel möchte am liebsten den freien Spielerverkehr.

Transferzeiten und Ablösesummen bei bestehenden Verträgen gelten den Funktionären als Behinderungen der vollständigen Freizügigkeit. "The games ability to govern itself", wie ein britischer Journalist schrieb, steht auf dem Spiel. Übrigens auch in Hinsicht auf die Fernsehrechte. Auch da mischt sich Brüssel immer wieder ein, und die Premier League hat alle Hände voll zu tun, die zentrale Vermarktung der Spiele aufrechtzuerhalten, um den Betrieb, der durch die CL ja ohnehin schon dramatisch hierarchisiert wurde, nicht noch weiter auseinanderfallen zu lassen.

Ich wünschte, die deutsche Bundesliga hätte Funktionäre, die sich ein wenig um diese Zusammenhänge kümmern würden - dann wäre ihnen klar, wie gut es dem Fußball in diesem Land geht.

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