Warnende Beispiele



Mit einem ungefährdeten 2:0 gegen Augsburg hat Hertha BSC die Ausgangsposition für das Saisonfinale heute klar verbessert. Es gab sogar Chancen, noch ein wenig an der Tordifferenz zu arbeiten (die mit +3 nicht gerade berauschend ist), die letzte endete so, wie ich es auf dem Bild oben eingefangen habe: ohne großes Aufheben.

Der Trainer hatte im Vorfeld gesagt, dass ihm das Wie nicht so wichtig sein würde. Es zählte nur das Dass. Aus dem Gladbachspiel hatte er immerhin die Erkenntnis gewonnen, dass Stocker noch einmal eine Chance verdient hatte. Der Schweizer kam dieses Mal über den Flügel, und war an beiden Toren beteiligt, am zweiten als Verwerter einer Vorlage durch Kalou.

Hertha musste gar nicht viel Druck machen, die beiden Tore fielen halt, und sie fielen relativ früh, nämlich in der ersten Halbzeit, zu der hiermit in aller Form das entfremdete Verhältnis auch wieder beendet wurde. Augsburg war vor zwei Jahren noch eine Orientierungsmarke in der Liga, nun ist die Mannschaft nicht einmal mehr in der Lage, ein ödes, torloses Remis zu ertrotzen.

Da es ein profund undramatisches Spiel war, konnte man sich auf Petitessen konzentrieren. Vedad Ibisevic hat anscheinend noch einmal ein wenig an seinen Skillz gefeilt, er probiert nun manchmal diesen beschleunigenden Übersteiger, der ihm genau vier, fünf Meter Vorsprung gibt, mehr braucht er auch gar nicht, das hat gegen Dortmund super funktioniert (für eine Vorlage auf Kalou), dieses Mal hat er sich selbst eine schöne Chance zubereitet, die er dann aber nicht verwerten konnte.

Insgesamt war es ein so gemächliches Match (Hertha lief 110 Kilometer), dass man fast schon Preise für einzelne Antritte ausloben hätte können. Und man sieht aus der Feldherrenposition in unserem Sektor im Oberrang doch sehr deutlich, dass von Hertha bei Ballbesitz immer jeweils ungefähr drei bis vier Spieler mitdenken. Die anderen halten ihre Position oder gönnen sich ein Konzentrationspäuschen im Deckungsschatten. Das hat gegen Augsburg nicht geschadet, es werden aber noch Spiele kommen, in denen da ein bisschen mehr Anteilnahme helfen wird.

Zum Ende hin brachte Pal Dardai dann noch Maxi Mittelstädt, für den damit nach seiner ersten Gelbrotsperre in der ersten Liga alles wieder in Ordnung ist. So ist es auch für die Mannschaft ingesamt, die nun drei Spiele gegen jedenfalls nicht übermächtige Gegner vor sich hat, bevor es zum großen Prestigeduell mit dem angeschobenen Erfolgsteam aus der Nachbarstadt Leipzig kommt.

Die Chancen, den Punktesaldo aus dem Vorjahr zu verbessern (also alles über 50), sind intakt, und gegen Augsburg wurde zumindest deutlich, dass Hertha das gesicherte Mittelfeld der Liga im Moment nicht ganz zu Unrecht anführt. Es beginnt halt ziemlich weit oben in der Tabelle, dieses gesicherte Mittelfeld, nämlich dort, wo eigentlich noch ein bisschen Ligaelite zu erwarten wäre. De facto aber standen auf Platz 5 in den letzten Jahren am Saisonende häufig Teams, die bald darauf besonders tief abstürzten - nicht zuletzt auch Augsburg. In einer Liga, die vor allem aus warnenden Beispielen besteht, ist dann ein profaner Pflichtsieg die der von Hertha fast schon ein Ereignis.

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