Naja. So straßentauglich zwischen Bronx, Brooklyn, Harlem und Ismaning das Brand daherkommt, so strictly deutsch war dann der ganze Auftritt am ersten Wochenende mit Spielen aus der Premier League. Den englischen Originalkommentar (das war das zweite Geheimnis) kriegen wir auch hier nicht wieder, stattdessen die provinzielle Perspektive auf das Spiel, mit der auch Sky schon sein Publikum missverstanden hat. Bei Arsenal gegen Liverpool tat dann Zonenkommentator Marco Hagemann Dienst, der verkündete, Francis Coquelin hätte im Vorjahr "eine tolle Saison gespielt". Vermutlich ungefähr so toll wie Per Mertesacker, dessen Verletzung als systemrelevant eingestuft wurde, dabei hatte der BFG im Vorjahr völlig zu Recht seinen Stammplatz bei Arsenal verloren.
Das Spiel selbst war dann die Wundertüte, die man am Ende eines Exhibition-Monats mit gelegentlichem Training und nur sehr allmählich eintrudelndem Personal erwarten musste. Eine Halbzeit lang hatte Arsenal die Sache auch mit der jungen Innenverteidigung (Holding und Chambers) und mit der konservativen Zentrale (Coquelin und Elneny) ganz gut im Griff, auch wenn da schon deutlich war, dass Alexis Sanchez als Mittelstürmer keine gute Idee war.
Ramsey und vor allem Iwobi sorgten für gute Momente, Walcott verwertete schließlich ein tolles Zuspiel von Iwobi. Kurz vor der Pause bekam Coutinho einen Freistoß in idealer Position, er nützte die Gelegenheit mit einem perfekten Schuss in das linke Kreuzeck. Nach der Pause kam dann die Viertelstunde, die so typisch ist für Arsenal: Die Mannschaft ließ sich so richtig vernaschen. Die Fehler waren individuell und kollektiv, vor allem Chambers wusste phasenweise kaum mehr, wo ihm der Kopf stand. Das vierte Tor durch Mané war eine Einzelleistung, aus der all das hervorging, was Arsenal in kritischen Momenten oft fehlt.
Dass Oxlade-Chamberlain kurz darauf fast ein Spiegelbild dieses Tores erzeugte, konnte dem Spiel nicht mehr die entscheidende Richtungsänderung geben, die wenigstens zu einer Wiederholung eines legendären Ergebnisses geführt hätte.
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Heute versuchen die Experten, das Defizit bei Arsenal in konkrete Personalempfehlungen zu übersetzen. Aber wenn man den einschlägigen Text von Amy Lawrence genau liest, dann sieht man, dass die Sache gar nicht so klar ist. Sicher, ein belastbarer und umsichtiger Innenverteidiger wäre kein Fehler, allerdings wäre das ein Rückschlag für Holding, auf den man zu Recht neugierig sein kann.
Relevanter erscheint die alte Frage, wie Wenger mit dem vorhandenen Personal umgeht. Gegen Liverpool am Sonntag ließ er überraschend Cazorla auf der Bank, während Ramsey, der spät aus dem Urlaub gekommen war, begann. Er schied später verletzt aus, was zusammen mit der ähnlichen Verletzung von Iwobi (der eine lange Vorbereitung mitmachen konnte) kein gutes Licht auf die Fitnessarbeit bei Arsenal wirft.
Granit Xhaka kam auch erst, als es schon fast zu spät war, und zeigte, dass er noch keineswegs in der Premier League angekommen ist. Zwischen seiner Einwechslung und der ersten gelben Karte vergingen nur wenige Minuten.
Ob das erste Spiel für Arsenal einfach zu früh kam, wird sich im zweiten zeigen, nächste Woche gegen Leicester. Was man aber mit Sicherheit sagen kann: selten waren die Aussichten für Arsenal unklarer als in diesem Sommer, da Arsène Wenger in das letzte Jahr eines Vertrags geht, von dem wohl beide Seiten so lange wie möglich zuwarten werden, ob das Wort Verlängerung auf die Tagesordung soll. Das wirkt wiederum auf die beiden abwartenden Superstars Özil und Sanchez zurück.
Das alles findet für mich also künftig in der Zone statt, sofern ich mich nicht doch noch entschließe, auf die Live-Spiele zu verzichten, und mich über den Arsenal Player zu informieren. Das entscheidet sich bis Anfang September. Und vielleicht taucht er ja doch noch auf, der Originalkommentar der Premier League. Der einzigen Liga, die in der Weltzone spielt.
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